Widnauer Sippen

gemeinde widnau“Die 14 alten Widnauer Bürgergeschlechter”

Ihre Übernamen und Geschichten
„Moatli, weam ghörscht?“
von Christof Köppel

>> Verzeichnis Widnauer Sippen (Quelle: Ortsgemeinde Widnau)

Zeitungsartikel vom 12. 3. 03
Feuer und Rauch liessen die Herkunft der Widnauer Familiengeschlechter vor der Kantonsgründung 1803 auf dem Schutt- und Aschenhaufen der Geschichte für immer vergessen, denn ein Brandfall zerstörte im 18. Jahrhundert sämtliche Bürger- und Mannschaftsverzeichnisse sowie Steuerlisten des Hofes Widnau-Haslach. Von der Kantonsgründung im Jahre 1803 bis ins Jahr 1890 verzeichnen die im Staatsarchiv St. Gallen aufbewahrten Schriften eine einzige Einbürgerung. Noch vor der politischen Lostrennung von Diepoldsau-Schmitter setzte sich die Bevölkerung Widnaus aus 1247 oder 93% Ortsbürgern zusammen.

Während des 1. Weltkrieges waren die Behörden mit Einbürgerungen äusserst zurückhaltend, konnten aber dem Bürgerrechtserwerb verwitweter und geschiedener, mit Ausländern verheirateter WidnauerInnen nicht entgegenwirken. Nach 1950 waren von 3600 Einwohnern 58.8% Ortsbürger, 37.7% niedergelassene Schweizer und 3.5% Ausländer. In der Zeit zwischen  1972 und 1982 sind 77 Personen ins Bürgerrecht aufgenommen worden. Heute – im Januar 2003 – zählt Widnau 2569 Ortsbürger. Mit der Einbürgerungseinladung von 1993 ist der Bevölkerungsanteil von Ortsbürgern um rund 38% angestiegen.

Das in den Jahren 1928/29 entstandene Widnauer Gemeindewappen, im Jahre 1943 im kantonalen Staatsarchiv St. Gallen deponiert, weist in seiner heraldischen Bedeutung auf die Wichtigkeit der Ortsbürgerfamilien im Verlauf der Geschichte und für die Zukunft hin: Vor dem blauen Band des Rheines der immer wieder neu ausschlagende Weidenbaum, stark in der Erde verwurzelt, umgeben von einem Halbkreuz saftiger Grasbüschel, dem Sinnbild der 14 alten Gemeindegeschlechter. Es ist, als ob man bei der Schaffung des Gemeindewappens um die demographische Entwicklung des Dorfes bereits gewusst hätte. Widnau ist die bevölkerungsreichste Gemeinde im Bezirk Unterrheintal und aus den 14 „klassischen“ Widnauer Geschlechtern hat sich eine lebendige, soziologisch intakte Bevölkerungsstruktur von 7675 Einwohnern entwickelt. Selbstredend für die Symbolik des stark verwurzelten Weidenbaumes mag die Tatsache stehen, dass nach der vollzogenen Einbürgerungsaktion fast die Hälfte aller Einwohner auch Ortsbürger sind. Die Einbürgerungen im Jubiläumsjahr der Ortsgemeinde waren mit der Auflage mindestens zwanzigjähriger Wohnsitznahme in der Gemeinde verbunden; für Minderjährige hatten deren Eltern diese Anforderungen zu erfüllen.

Lebendiges Kulturgut

Vulgonamen, Spitz-, Haus- oder Übernamen sind nicht eine typische Rheintaler oder Widnauer Eigenart. Bezeichnungen von Familien, Verwandtschaften und ganzen Sippen nach körperlichen, beruflichen, geografischen Charakteristiken zur besseren Unterscheidung, kennt man auch in anderen Regionen der Schweiz. Aufgrund des hohen Anteils von Ortsbürgern, niedergelassenen Schweizerbürgern und der relativ raschen Integration ausländischer Einwohner sind die gebräuchlichsten Übernamen erhalten geblieben und werden vom Volksmund auch weiterhin recht gut gepflegt. Sie beschränken sich in Widnau zudem, dies sei hier ausdrücklich betont, nicht ausschliesslich auf die Ortsbürgergeschlechter. Vom soziologischen Blickwinkel aus betrachtet, ist ihre Aussagekraft als Spiegel der Befindlichkeit in der Bevölkerung relevant. Die nachfolgend aufgeführten Hausnamen werden ohne genauere verwandtschaftliche Zusammenhänge genannt, sie bezeichnen nicht einzelne Personen, sondern ganze Sippen, von denen heute meist zwei, manchmal gar drei Generationen leben. Boshafte Spottnamen und demütigende Bezeichnungen, sind aus Gründen der Diskretion bei der Erfassung nicht berücksichtigt worden. Es wäre aber falsch, ihre Existenz nicht wenigstens an dieser Stelle ebenfalls zu erwähnen.

Bei näheren Personenbezeichnungen werden dem eigentlichen Vulgonamen der Vorname und, wenn es die Situation erfordert, auch der Vorname eines Elternteils nachgestellt, zum Beispiel: „Kaspars Seppa Berta Martin“, oder „Kämifeagars Seppa Stefan“. In Unkenntnis des Vornamens der zu erwähnenden Person, oft bei Kindern der Fall, wird einfach „Moatli“ oder „Buab“ angehängt zum Beispiel: „Katzafinas Guschta Moatli“. Bei nur ungenauer Nennung, sei es der ganzen Sippe oder deren Wohnadresse heisst es: „Pölzas im Weed“ oder „Küaffars ufem Büchel“. Wäre der gesamte Fundus der Widnauer Spitznamen nicht wandelbar, das heisst, mit der Grösse und Bedeutung der einzelnen Familien gehen etwelche vergessen oder kommen neue hinzu, hätten sie auch keine Zukunft. Einzelne Familien aus Sippen mit etablierten, für die gesamte Verwandtschaft gültigen Spitznamen, erhalten in der dritten oder vierten Generation meist neue, aktuelle Übernamen. Als Beispiel sie die Familie von Alfons und Rösli Frei – Bösch – Restaurant Rosengarten – erwähnt, obwohl Alfons Frei sel. ein „Meyer“ war, ist für diese Familie mit Kindern und Enkeln eher der Vulgoname „Roasagärtlers“ in Gebrauch als „Meya Fonsas“. Ähnlich verhält es sich mit „Ofatörlars“, „Metzgers“, „Bearners“, „Schlittschuaschlifers“ usw. Ob es gelingt, die Hausnamen als Bestandteil der Dorfkultur von der Gegenwart in die Zukunft zu retten, hängt weitgehend von der bewussten oder unbewussten Verwendung im täglichen Umgang ab.

Widnauer Sippen: Alge

überblickbar geblieben

algeTräger des Familiennamens Alge waren schon zur Zeit vor der Hofteilung (1593) in Widnau ansässig, entwickelten sich aber in der ehemaligen Muttergemeinde Lustenau viel stärker. Während im Jahre 1964 sechs Familien mit diesem Namen lebten, so sind es heute elf. Dies ist auch der Grund warum im Volksmund auch keine Vulgonamen zur Familienbezeichnung gebräuchlich sind. Verhältnismässig spärlich sind die Alge demzufolge auch in historisch gesicherten Dokumenten vertreten.

Im Jahre 1557 siegelt ein gewisser Hans Algi, Ammann (Gemeindeammann) von Lustenau eine Urkunde. Siegel und Unterschrift dürfen als erste gesicherte Nennung des Familiennamens Alge in Widnau betrachtet werden. Ein zweites Mal wird etwas später, im Jahre 1611 Jakob Allgäuver als Anstösser eines Landstückes urkundlich erwähnt. Dieses Schriftstück weist auf die verschiedenen Schreibweisen wie Algäuer, Algäuver, Algi und eben Alge und den Ursprung, Bezeichnung für die nachkommen der aus dem Allgäu stammenden, hin. Wohl der letzte Widnauer, welcher sein tägliches Brot mit Netz und Angel im zur Jahrhundertwende noch unkorrigierten Rhein verdiente, war ein Angehöriger der Familiensippe Alge. Die Familienverzeichnisse des letzten Jahrhunderts nennen Sines Alge, geboren 1847 in Lustenau und verstorben 1909 in St. Gallen als bekannten Methodiker für den Fremdsprachen-Unterricht und tatkräftigen Förderer der Stenografie.

Das Familienwappen zeigt zwei Sterne, Sinnbild für die Freiheit und direkte Unabhängigkeit von weltlicher und kirchlicher Macht. Da die Eichel keine engere sprachliche Beziehung zum Namen hat, steht sie entweder in Verbindung mit ehemaligem Besitz (Eichenwäldchen und dessen Nutzung) oder symbolisierte schon in früheren Jahrhunderten die Verwurzelung in Widnau und Lustenau. Eindeutiger Hinweis auf Landbesitz der Familie in Widnau stellt die Strassen- und Quartierbezeichnung Algisbündt dar. Wappen nach dem Siegel von Hans Alge, Ammann zu Lustenau 1557.

Widnauer Sippen: Brunner
Brunnenmacher in allen Winden

brunnerDer Familienname Brunner ist in der gesamten deutschen Schweiz seit dem Ende des 13. Jahrhunderts bekannt. In Widnau stösst man 1529 erstmals auf den Namen, damals kaufte Jakob Brunner, zusammen mit drei anderen Widnauern, vier Höfe, die wie es in der Urkunde heisst „Zu Diepoldsau im Rheintal liegend”, um 3800 rheinische Gulden und sechs Malter Hafer Jahreszins auf Jakobi und 22 Pfund Pfennige auf den St. Martinstag. Und 1624 wird Hans Brunner als Anstösser an ein Spitalgut bezeichnet. Obwohl die Brunner schon früh das öffentliche Leben mitprägten, sind sie bis heute, verglichen mit den grossen Familiensippen der Sieber, Frei und Köppel, eine Minderheit geblieben. Derzeit sind gerade noch sechs Familien Brunner in Widnau wohnhaft. Die Heraldik führt den Ursprung des Namens auf den Beruf des Brunnenmachers oder Brunnenbauers zurück. Das Familienwappen (seit 1957) mit dem Brunnenmotiv spricht Klartext.

Widnauer Sippen: Bösch
boeschGerichtsakten plaudern aus

Der Familienname Bösch ist in Widnau weit weniger verbreitet, als im benachbarten Lustenau, die verwandtschaftlichen Verbindungen über den Rhein sind aber eindeutig feststellbar. Böschs tauchen in der Geschichte des Reichshofes Lustenau schon vor 1400 urkundlich belegbar auf. Rund 30 Ortsbürgerfamilien tragen heute in Widnau diesen Namen, der sich im Verlauf der vergangenen dreissig Jahre anzahlmässig nur unwesentlich verändert hat. Der Ursprung könnte in der mundartlichen Bezeichnung „Böschä“ für Strauch, Gestrüpp liegen; ähnlich der Strassen-, Quartier- und Gewässerbezeichnung Böschach, die nebst Widnau auch Au und Diepoldsau kennen. Bestimmt steht der Stern auch in diesem Familienwappen für die bürgerlichen Freiheiten. Schwieriger ist das widerhakenähnliche Motiv zu interpretieren, es könnte sich dabei aber auch um ein Hauszeichen handeln. Wappen nach dem Siegel von Hans Bösch, Ammann zu Lustenau 1531. Im Fundus der Urkunden wird man wenig über die Familiengeschichte inne, was die Widnauer Bösch betrifft, so sucht man vergeblich nach Persönlichkeiten im politischen oder öffentlichen Leben von damals. Zwei Gerichtsakten berichten von eher bedauernswerten Vorkommnissen. Die erste Nachricht erreicht uns aus dem Jahre 1692: Jakob Bösch heiratete bereits seine vierte Frau, obwohl eine grosse Notzeit herrschte und der Malter Korn 24 Gulden kostete. Im Jahre 1802 wird Franz Bösch wegen Schmuggels und Zahlungsunfähigkeit zu lebenslänglicher Strassenarbeit verurteilt. Trotz der relativ guten Übersicht über die Verwandtschaft sind folgende Spitznamen dem Volksmund bekannt (siehe Liste). Vulgonamen Bösch: Böscha Jockes Gealdrührers Kämifeagers Trattböschas

Widnauer Sippen: Fehr
fehrFährmann hol über

Dieser in der ganzen Schweiz anzutreffende, für die Region Rheintal aber typische Widnauer Familienname, findet man in Dokumenten und Urkunden früherer Zeiten entweder als Feer, Feren, Verren oder Ferren an.Das heraldische Motiv des Wappens führt uns klar zur ursprünglichen Tätigkeit dieser Familien zurück, stammt doch der Name eindeutig vom Fährmannsdienst ab. Die Arbeit der Fährleute (Feren) verlangte oft Mut und Kraft, war zudem nicht immer ungefährlich. Fähren spielten im Rheintal bis zur Jahrhundertwende wirtschaftlich und politisch eine äusserst wichtige Rolle. Nicht nur der Personenverkehr, auch der Transport von landwirtschaftlicher Gütern und Tieren mussten über sie abgewickelt werden, da der rechtsrheinische Grundbesitz für die Widnauer von lebenswichtiger Bedeutung war. Wappen nach dem Siegel von Jakob Fehr, Stabhalter um 1749.Bereits im Jahre 1411 nennt ein Schriftstück Anna, Hermann und Johann Ferren als Schuldner und Heinrich Fehr als Pfründner des Spital zum Hl. Geist in St. Gallen. 1425 wird ein gewisser Hans Ver erwähnt. 1462 ist Konrad Fehr in einem Kaufvertrag festgehalten und 1474 kauft Ulrich Fer einen Wieswachs im Augiessen. 1604 treten Heinrich Schawalder und Ulrich Sieber vor den Grafen zu Hohenems für Konrad Fer ein, dem die gebührenfreie Benutzung des Oberen Fahrs (heute Dorfteil Oberfahr von Au) streitig gemacht wird.Der Name war schon vor drei Jahrzehnten mit dreissig Familien in Widnau vertreten, genau so viele sind es heute auch. Die verschiedenen Sippen werden von der Dorfbevölkerung mit folgenden Übernamen bezeichnet.

Vulgonamen Fehr:

Fehras usam Feald

Heizer Fehrs

Kohlahändlers

Junkers

Lidianas

Poltases

Widnauer Sippen: Frei
freiHerr und Meister

Im Telefonbuch sind unter Widnau über 180 Familien und Einzelpersonen mit dem Namen Frei aufgeführt. Der über die ganze Schweiz verstreute, in verschiedenen phonetischen Variationen und Schreibweisen geläufige Familienname war in Widnau immer schon recht häufig, so sind beispielsweise vor dreissig Jahren schon über hundert Familien gezählt worden. Entsprechend vielfältig und originell fällt denn auch die Auflistung der gebräuchlichsten Vulgonamen aus (siehe Liste).
Stellvertretend für die zahlreichen Erwähnungen in Kauf-, Lehen- und Pachtverträgen, in Gerichtsprotokollen und Zehntenlisten sei an dieser Stelle ein Rechnungsauszug aus dem Jahre 1697 wiedergegeben. Beim Erweiterungsbau der St. Jakobuskirche sind einem Hans Frei für die Verpflegung während der Arbeitstage keine Kosten berechnet worden. Speis und Trank wurden ihm „löblich geschenkt”, wie nachzulesen ist. Zu ganz besonderen Ehren kommen die Frei’s mit der Wahl von Jakob Frei zum ersten Ammann von Widnau nach der Lostrennung von Lustenau (1593).

Der sechszackige Stern im Wappen erklärt wie der Wortlaut des Namens seine Bedeutung selbst, nämlich die Freiheit. Wappen nach dem Siegel von Jakob Frei, Ammann 1593.

Vulgonamen Frei:

Babalis

Bäschalis

Baschtianas

Beatas

Diktas

Epplis

Franzas

Gärtners

Hebammas

Huslis

Jöckers

Kilianes

Klöslis

Koblis

Kurzärmlers

Küfars

Mazällas

Metzgers

Meyas

Musers

Philomenas

Pölzas

Richärdlis

Roasagätlers

Rösslis

Salzers

Schlossers

Schmeads

Schriners

Tonis

Wickas

Ziegerligs

Zwysses

Widnauer Sippen: Hensel
henselSpötter wider die Obrigkeit

Die in früherer Zeit noch recht stark verbreitete Sippe der Hensel ist seit der Jahrhundertwende immer kleiner geworden. Derzeit haben wir noch vier Familien dieses Namens in Widnau ihren Wohnsitz.Obwohl im Jahre 1763 Josef Hensel als Hofammann von Widnau in Amt und Würde ist, tritt erst im 18. Jahrhundert ein Familienwappen oder Siegel in Erscheinung . Es hat zum Namen vermutlich keine direkte Beziehung. Das Lamm mit der Siegesfahne könnte auf den geistlichen Stand eines Familienangehörigen hinweisen. Wappen nach dem Siegel von Josef Hensel, Ammann 1769. Ebenfalls nicht bewiesen ist die sprachliche Herkunft des namens , die Vermutung geht dahin, dass Hensel in Hensler oder Hänsler (Spötter) seinen Ursprung hat.Von einer für die heutige Zeit eher anekdotischen Begebenheit berichtet eine Gerichtsurkunde aus dem Jahre 1558, sie ist in Verbindung mit dem Ursprung des Familiennamens aber rein zufällig und hat für die Herkunftsableitung keinerlei historische Bedeutung. Damals wurde Ulrich Hensel von der Eidgenössischen Tagsatzung in Baden zu Gefängnis und einer Busse in Höhe von 25 Gulden, zahlbar an den Grafen von Ems, verurteilt. Der Fehlbare war ein religiöser Eiferer und hatte andere Widnauer angestiftet, sich über die hohenemsische Schutzherrschaft der St. Jakobuskirche lustig zu machen.

Vulgonamen Hensel: keine bekannt

Widnauer Sippen: Heule
heuleLöwe im Heuet

Das Familienwappen der Heule ist noch sehr jung, es wurde erst 1967 geschaffen und zeigt einen aufrecht schreitenden Löwen, der einen Heurechen vor sich herträgt. Der Rechen stellt den ersten Teil das Familiennamens „Heu” und der Löwe, mundartlich „Leu”, die Endung „le” dar. Heraldisch betrachtet, weist das Wappen sprechende Motive auf, ist aber irreführend, da sprachlich gesehen der Name auf „Höwle” (Verkleinerungsform von Hof) zurückgeführt wird. Die Besitzer dieses kleinen Anwesens nannten sich „Höwler”, woraus sich im Verlaufe der Zeit die Schreibweisen „Hövelin, Häulin, Heuli und Heule” bildeten. Die heute noch gebräuchlichsten Vulgonamen verteilen sich auf über 60 Familien (siehe Liste).Bereits 1462 wird die Familie in Widnau erstmals urkundlich erwähnt. Für die heutige Zeit aber viel interessanter ist ein aktenkundiger Zwist aus dem Jahre 1766, er wird in der heutigen Schreibweise und Sprachgebrauch folgendermassen überliefert: Franz Joseph Heule (Häulein) baute die Mühle an der Aach (Heute Binnenkanal) wieder auf, die seinem Vater bereits vor 50 Jahren von boshaften Leuten angezündet worden war. Der Neubau wird vom rheintalischen Landvogt der Eidgenossenschaft bewilligt, allerdings werden einige Bedingungen genannt, die Heule offensichtlich nicht erfüllen konnte oder wollte. Zwei Jahre später verklagen Sebastian Köppel und der damalige Widnauer Ammann Hensel den Franz Joseph Heule , weil er den Flusslauf der Aach nicht richtig in Pflege halte und die anstossenden Äcker dadurch Schäden nähmen. Auch habe Heule den üblichen Bauzins von zehn Gulden dem Hof Widnau (Gemeinde) nicht bezahlt. Die Kläger halten zudem fest, dass die alte Mühle von Heules Vater weiter oben an der Aach gestanden habe. Die Ortsgemeinde Widnau kaufte die Mühle um knapp 3000 Gulden im Jahre 1818 und liess sie später abbrechen.

Vulgonamen Heule:

Bethlis

Brosis

Dirigäntas

Höulis uf em Büchel

Knopfdruckers

KrottlisLehrar

Höulis

Ogaschtinas

Ruasches

Schwarzhöulis

Vites

Wysshöulis

Widnauer Sippen: Köppel
koeppelLiebe zu Kirche und Glaube

Alte Schreibweisen halten diesen Familiennamen mit “Köpel, Köppell, Köppil oder Köppeli” fest. Der Ursprung ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vom Glockenklöppel abzuleiten, der einerseits als Vulgoname für eine in Messmerdiensten stehende Einzelperson oder Familie beigezogen worden ist.

Das Amt lässt sich auch aus den sprechenden Motiven des Familienwappens herauslesen. Das von einem Pfeil durchbohrte Herz war schon immer das Zeichen der Liebenden und der Liebe, so auch in der Heraldik. Das Kreuz steht für die Kirche und den Glauben, oder mindestens für die Beziehung zu ihnen. Wappen nach dem Siegel von Jakob Köppel, Ammann 1611.

Die Gebrüder Hans und Jakob Köppel werden im Jahre 1518 in einem Gerichtsprotokoll als zeugen in Grenzstreitigkeiten erwähnt. Im Jahre 1557 verhandelt Jakob Köppel um einen Zehntstadel. 1575 wird ein gewisser Bartlin Köppel als Vormund genannt. 1640 klagen die Erben des Heini Köppel das Spital des Hl. Geistes zu St. Gallen an, welches in Widnau einen ausgedehnten Landbesitz inne hatte.

Die rund 100 Familien lassen sich in vier Familienstämme einteilen und sind mit folgenden Übernamen geläufig.

Vulgonamen Köppel:

Bazares

Betriebers

Hirländalis

Bildhauers

Christofes

Dünnalas

Efrämes

Featzadünnalas

Franza

Sepplis

Great

Jokas

Höhändlers

Innazenzas

Koobis

Lealis

Murers

Roatlis

Spoattis

Steafalis

Vizenzes

Wagners

Zeichners

Zementers

Widnauer Sippen: Schawalder
schawalderReben und Wälder

Dieser Widnauer Familienname taucht verhältnismässig spät auf, es kann aber angenommen werden, dass er schon früher verbreitet war. Heinrich Schawalder taucht 1545 als Verkäufer eines jährlichen Zinses von drei Äckern auf. 1770 wird ein Hofschreiber Schawalder erwähnt. 1774 verkauft die Gräfin Maria Rebecca Josefa von Hohenems dem Hansueli Schawalder und drei weiteren Widnauern die Schutzherrschaft des St. Jakobuspatronats und den gesamten Hof Widnau um 60’000 Gulden und jährlich zwei Lägelen Weisswein von den Monsteiner Reben. Die Käufer konnten allerdings nicht bezahlen. Andere Kaufverträge und Gerichtsprotokolle verwenden für Schawalder auch Schanwalder oder Schonwalder. Schonwalder wäre als Berufsbezeichnung für Förster anzusehen, oder einfach jene Person, die den Wald hegt, pflegt und eben auch schont.

Das aus Spitzhacke und Haue kombinierte Werkzeug weist im Familienwappen auf den Beruf hin. Der stilisierte Weintrichter erinnert an die Rebberge am Monstein, die in früherer Zeit teils auch von Widnauern und Lustenauern bewirtschaftet wurden. Wappen nach dem Siegel von Johann Schawalder, Ammann 1739.

Die 40 Widnauer Familien, die den Namen Schawalder tragen, werden mit folgenden Vulgonamen voneinander unterschieden (siehe Liste).

Vulgonamen Schawalder:

Gabrieles

Botes

Küeffers

Marxes

Schnider Anderas

Franz Sepplis

Ogslis

Tambures

Brief von Herrn Ernst Schawalder, Haggenhaldenweg 18 9014 St. Gallen vom 23.11.2003

Ergänzung zu der Familiengeschichte der Schawalders

Siegel/Familienwappen

Ich bin im Besitze des Siegels von Hofammann Johannes Schawalder, welcher ca. 1730 – 1739 gesiegelt hat. Hinsichtlich der Werkzeuge habe ich eingehende Abklärungen vorgenommen. Die Werkzeuge sind eindeutig Schmied- bzw. Hufschmiedwerkzeuge. Dies haben mir mehrere Schmiedmeister und Gewerbeschullehrer bestätigt. Eindeutig ist der Schlaghammer, welcher zum Einschlagen und Herausziehen von Hufnägeln verwendet wurde. Das zweite Werkzeug ist ein Stosseisen zum Abschaben von Hufrändern.

Ich denke daher, dass es sich nicht – wie im Schawalder-Link erwähnt – um Rebbergwerkzeuge handelt.

Geschichte

Im weiteren werden im Schawalder-Link Schonwalder erwähnt und dass es sich um die Berufsbezeichnung für Förster handle, also eine Person, die den Wald hegt, pflegt und schont. Auch hier möchte ich von meinen Recherchen berichten und Klarheit schaffen.

Im Jahrzeitbuch der Gemeinde Bernang (Berneck) vom Jahre 1424 wird ein gewisser Schanwalther erwähnt. Im Landesarchiv in Bregenz existiert eine Urkunde aus dem Jahre 1427, in welcher die Personen Hans, Ueli, Ruedi und Welti Schönwalther aufgeführt wurden. Am 25. März 1430 (Urkundenbuch der Abtei St. Gallen) hat eine gewisse Anna Schönwaltherin (Witwen bekamen den Zusatz „in“) Verzicht auf ihre Hinterlassenschaft geleistet. In einer anderen Urkunde ist wiederum die Anna Schönwaltherin erwähnt. Im Urkundenbuch der Abtei St. Gallen ist am 25. November 1457 und später am 23. Februar 1486 eine Adelheit Schönwaltherin notiert. Dokumente von 1486 und 1496 enthalten den Namen Schonwalther bzw. Schonwalder. Dieser Schonwalder war in Montlingen wohnhaft. 1545 gibt es einen Hofammann Heinrich Schonwalder wohnhaft in Widnau. Das Hohenemser Archiv ist im Besitz eines Dokuments von 1547 in dem ein Hans Schonwalder und 1550 ein Hofammann Wilhelm Schonwalder, wohnhaft im freien Reichshofe Lustenau erwähnt. usw. Zum ersten mal wurde ein Schonwalder 1496 in Montlingen und ein Schawalder erstmals 1551.

Von Zuschriften von Personen, die am Ursprung der Schawalders interessiert sind, haben mir u.a. geschrieben, die Schawalders hätten im Erlengehölz in der Rheinebene Schweine gehütet, seien von Schaanwald (Fürstentum Liechtenstein) eingewandert oder stammen vom Schawalderhof (oberhalb Rheineck) ab. Meiner Meinung nach stimmen alle diese Theorien absolut nicht..

Mit freundlichen Grüssen

Ernst Schawalder

Widnauer Sippen: Schmitter

schmitterBeruf oder Wohnort?

Es ist schwierig zu sagen, ob die rund 20 Widnauer Familien den Ursprung ihres Namens im beruf oder im Wohnort der Vorfahren suchen müssen. Einerseits kann die mundartliche Bezeichnung „Schmeatter“ (für Schmied), andererseits eventuell der Diepoldsauer Dorfteil Schmitter, der im Dialekt ebenfalls „Schmeatter“ genannt wird, als Wurzel dieses Familiennamens betrachtet werden. Gegen die zweite Annahme spricht der Umstand, dass die Ortsgemeinde Schmitter keine Bürger dieses Namens in ihrem Bürgerrechtsverzeichnis aufweist und derzeit nur eine einzige Familie Schmitter auf dem gebiet der politischen Gemeinde Diepoldsau wohnhaft ist.

Spitznamen sind, abgesehen von Bezeichnungen wie beispielsweise: Schmitter Geabis, Schmitter Karlas usw. noch zwei einigermassen geläufig: Sekundas und Zäbadis.

In Anlehnung an das Familienwappen, es zeigt ein sogenanntes Hauszeichen, das früher auf Arbeitsgeräten eingeschmiedet oder dem Vieh eingebrannt wurde aber ohne heraldische Bedeutung ist, liegt die Vermutung des Ursprungs in der Berufsausübung näher. Wappen angelehnt an die Familie Schmitter von Marbach.

Mit der urkundlichen Erwähnung der Nachkommen von Ulrich Schmitter, sie sollen einen gewissen Frei mit Vulgoname Schwarzhansas einen Jahreszins schuldig gewesen sein, ist der Familienname 1544 aktenkundig. 1596 wird Brosi (Ambrosius) Schmitter als Nachbar von Jakob Wider im Ausgiessen genannt. Und 1738 beglaubigt und siegelt ein Schmitter als Ammann von Widnau Verträge und andere wichtige Schriftstücke.

Vulgonamen Schmitter:

Schmitter Geabis

Schmitter Karlas

Sekundas

Zäbadis

Widnauer Sippen: Sieber

sieberdie grösste Auswahl

Die Qual der Wahl hat, wer in Widnau ohne genauere Adressangabe eine Person oder Familie mit dem Namen Sieber ausfindig machen muss, rund 200 Haushalte lauten auf diesen Familiennamen. Da war und ist es verständlich, nähere Bezeichnungen in Form von Übernamen zu verwenden. Nachfolgend eine Auswahl der wichtigsten und grössten Familienstämme (siehe Liste).Der Name Sieber wird vom Beruf des Siebmachers hergeleitet und ist in de gesamten deutschsprachigen Schweiz verbreitet. Die vereinfachte Lilie des Familienwappens verweist auf die Ehrlichkeit und das Engagement im öffentlichen leben. Der Pfeil soll diese Tugend und Stärke bewahren und zusammenhalten, er hat zudem auch symbolische Bedeutung für die Standhaftigkeit. Wappen nach dem Siegel von Ulrich Sieber, Ammann 1637.In Urkunden werden für Sieber auch die Schreibweisen Siber, Seeber, und Seber verwendet: 1604 nennt ein Gerichtsurteil einen Ulrich Siber, 1637 siegelt ebenfalls Ulrich Siber, Ammann von Widnau-Haslach (Au) ein Schriftstück. 1738 baut Maurermeister Hansjörg Sieber im Auftrag des Hofes Widnau-Haslach eine Brücke über die Aach.

Vulgonamen Sieber:

Agneses

Brigittes

Leones Steaffes

Güggäres

Ergatonis

Messmers

Bota Jaköblis

Marti Seppes

Bures

Beck Bures

Fränzlis

Röasalis

Z’langas

Kroanlis

Habsburgs

Hansalis

Katzafinas

Kästonis

Dächlers

Toatagräbers

Dökterlis

Michlas

Melkers

Ori seppas

Bögöares

Bernhätlis

Schniderlis

Viktores

Tschäwägares

Zieglers

Liberates

Zinggis

Widnauer Sippen: Spirig
spirigKämpfer am Morgarten

Unter welchen Umständen und zu welcher Zeit der Familienname Spirig in Widnau ansässig geworden ist, liegt im Dunkeln. Der Name stammt von den Bewohnern der urnerischen Weilers Spiringen, sie sollen bei der Schlacht am Morgarten tatkräftig mitgeholfen haben, das habsburgerische Heer zu schlagen.Die ins Familienwappen aufgenommenen Rosen wiederspiegeln das Glück und den Wohlstand. Die Anzahl Drei gilt in der Heraldik und Symbolik als Ausdruck der Ewigkeit und Vollkommenheit. Das Herz verrät die Liebe zu Friede und Wohlfahrt. Wappen nach dem Siegel von Hans Spirig, Ammann 1693.Ein anderer Hans Spirig wird 1498 als Eigentümer eines Wieswachses in der Tegeren (heute noch ein gebräuchlicher Parzellen- und Strassenname in der Gemeinde Au) genannt. Jürg – Uli Spirig und Hans Spirig von Widnau klagen 1693 den Hof Lustenau bei der Tagsatzung zu Baden wegen eines Streites um rechtsrheinische Rietparzellen an.Die bekanntesten Verwandtschaftszweige der heute rund 50 Familien werden mit folgenden Vulgonamen bezeichnet.

Vulgonamen Spirig:

Bschüttirängers

Hännases

Kaspars

Seppas Lichetes

Möschtlers

Obara Beckas

Sattlers

Stachases

Välladines

Widnauer Sippen: Thurnherr
thurnherrvoller Rätsel

Das in Berneck und Au stärker verbreitete Geschlecht ist in keiner Akte als Widnauer Bürgerfamilie historisch zu belegen.Das Familienwappen mit dem Turm zierte das Siegel des Bernecker Ammanns Hans Thurnherr und stammt aus dem Jahre 1693. Bestimmt ist die Familie aber noch vor der Kantonsgründung 1803 ins Widnauer Bürgerrecht aufgenommen worden.Weil heute nur gerade ein Dutzend Widnauer Familien Thurnherr heissen, sind auch keine Vulgonamen über sie in Gebrauch.

Vulgonamen Thurnherr: keine bekannt

Widnauer Sippen: Wider
widerBrüder der Weder

Der Parzellenname Weed, welcher übrigens praktisch in jeder mittelrheintalischen Gemeinde anzutreffen ist, dürfte die Wurzel der beiden Familiennamen Wider und Weder sein.Auch das Wappentier, ein springender Widder, wird von beiden Familien als sprechendes Motiv eingesetzt. Der sechszackige Stern im Hintergrund kündet von der Freiheit als mündige Bürger im Gemeinwesen, wovon die Wider im Laufe der Jahrhunderte tatsächlich auch Gebrauch machten. Wappen nach dem Siegel von Josef Wider, Ammann von Balgach 1669.Historisch wird der Familienname in der Person von Christian Wider im Jahre 1523 belegt. Er gab damals für einen Auer Bürger dem Hofgericht des Freien Reichshofs Lustenau Zeugnis über ein streitiges Fahrrecht durch die Weinberge am Monstein ab. 1577 wird Hans Wider als Anstösser einer Wiese genannt und 1582 taucht ein gewisser Konrad Wider als Käufer eines Landstückes aus. 1664 ist Leonhart Wider Hofschreiber zu Widnau.Obwohl nur noch ein gutes Dutzend Familien dieses Namens in Widnau leben sind sechs Übernamen mehr oder weniger bekannt.

Vulgonamen Wider:

Amma Seppas

Cölestines

Flaschnares

Grünäulis

Leatz Hansas

Melinas